Aus diesen „politischen“ Überlegungen heraus kam für Otto Köhlmeier nach dem Studium ein Engagement an einem bürgerlichen Theater nicht in Frage. Im Gegenteil: er hasste diese Häuser, die absolut hierarchisch geführt wurden, wo in kürzester Zeit eine Produktion auf die andere folgte, wo billiges Sonntagsvergnügen für ein Bildungsbürgertum geschaffen wurde, wo nicht der geringste Platz für das Experiment und das Neue gegeben war, wie der Teufel das Weihwasser. Also entschloss er sich, ein eigenes, ein freies Ensemble zu gründen: das „theaterarbeiterkollektiv“.
Die Gruppe „theaterarbeiterkollektiv“ war eine der ersten freien Gruppen des Landes. Professionelle Schauspieler, Regisseure, Bühnenbildner lebten und werkten in einer Arbeits- und Wohngeschmeinschaft zusammen und machten formal, inhaltlich wie arbeitstechnisch „neues Theater“: Theater mit politischem Anspruch. Man lebte und arbeitete zusammen, der Begriff „hier Arbeit - hier Freizeit“ wurde aufgehoben. Man suchte im Diskurs Themen, die gesellschaftspolitisch von Bedeutung waren; man studierte, diskutierte und schrieb dann eigene Text; man erprobte völlig neue Formen, entwickelte Szenen vielfach erst im Probenprozess.
Innerhalb von zehn Jahren - von 1977 bis 1986 - schrieb, erstellte, erarbeitete die Truppe rund 12 Programme, die im gesamten deutschsprachigen Raum höchst erfolgreich gezeigt wurden. Bei Festivals, Theatertreffen, in Kulturkellern wie auf riesigen Bühnen, in Jugendzentren wie in Fabrikshallen, bei Stadtfesten wie bei Studentenfeiern. Einzelne Stücke und Szenenfolgen wurden auch von Fernsehen und Rundfunk aufgenommen und ausgestrahlt. Auf Grund der politischen Inhalte und Aussagen kam es allerdings auch immer wieder zu öffentlichen Auseinandersetzungen (zu Tumulten und Krawallen) im Umfeld von Vorstellungen.
































